Gedenkstätten - Mahnung und Erinnerung - Das Gefallenendenkmal
In fast jeder Gemeinde in Deutschland entstanden nach dem Ersten Weltkrieg Denkmäler für gefallene Soldaten. Im Jahr 1926 weihte der Landwehrverein in Woltersdorf ein Denkmal für die im Weltkrieg Gefallenen ein. Zwischen dem 6. August 1914 und dem 17. Oktober 1919 starben insgesamt 83 Woltersdorfer, jeder 20. männliche Woltersdorfer, direkt an der Front oder indirekt in Lazaretten oder Kriegsgefangenschaft. An diese Soldaten und Matrosen wird auf zwei Steintafeln erinnert.
Das Woltersdorfer Gefallenendenkmal sticht heraus, da es eine der wenigen Reliefarbeiten von Fidus enthält.
Aufgrund seines besonderen Denkmalwertes wurde es im Jahr 2004 in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen.
1925 - Entwurf Architekt Brinkmann:
1926 - Foto zur Einweihung:
Das Mittelrelief wurde vom Jugendstilkünstler Hugo Höppener, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Fidus”, geschaffen.
(Das nebenstehende Bild ist der Entwurf von Fidus für eine Kunstkarte 1926.)
Er selbst erklärte zu dem Denkmal:
„Auf deutschem Acker bricht der deutsche Krieger, von fünf Pfeilen getroffen, die heimtückisch von allen Seiten nach ihm geschleudert werden, zusammen, während er nur in der Hand das kurze Schwert hält, das die Abwehr andeutet. Von oben kommt eine Walküre, die die Seele des Sterbenden nach Walhalla bringt.“
Fidus‘ Relief ist die in Stein gemeißelte Dolchstoß-Legende, die umkränzt wird von dem Neugermanentum, dessen Vertreter er war.
In der gutachterlichen Stellungnahme der Denkmalschutzbehörde vom Landesamt für Denkmalpflege heißt es u.a.:
"Der Denkmalwert des Gefallenendenkmals ist durch seine besondere historische und künstlerische Bedeutung begründet, als ein wichtiges Zeugnis der Gefallenenehrung und damit auch der gesellschaftlichen Bewältigung der Niederlage im Ersten Weltkrieg. ……
Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei das mittlere Bildrelief mit der für Kriegerdenkmale seiner Zeit eher seltenen Darstellung aus der germanischen Götterwelt als eines der wenigen im öffentlichen Raum gegenwärtigen Dokumente der in Friedrichshagen und Woltersdorf ansässigen Künstlerkolonie ein. Die künstlerische Bedeutung des Kriegerdenkmals wird durch das stimmige Gesamtkonzept sowie durch diese zentrale Relieftafel getragen……“
Namenstafeln und Relief
Schautafel
Das Gefallenendenkmal wurde in den folgenden Jahren nicht nur ein Ort der Trauer und Erinnerung. Zahlreiche Beteiligte traten später in die NSDAP ein und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Gefallenendenkmal in seiner Ausführung ohne Anstrengung von den Nazis als Legitimierung ihrer faschistischen Ideologie genutzt werden konnte. So gab es ab 1933 mehrmals im Jahr Aufmärsche, die das Denkmal zum Ziel hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es deswegen verfallen gelassen. Erst im neuen Jahrtausend wurde es restauriert und
sollte uns eine Mahnung sein, dass Denkmäler sehr leicht einem anderen Zweck dienen können.
Text: Oliver Mehlitz, WVV
Quelle: Gutachterliche Stellungnahme 2004